Der exotische Peter

Anfang August, rund um das Spiel 1860 vs. RBL, schlug ein Interview mit dem Ex-Trainer beider Clubs, Peter Pacult, kleinere Wellen. Österreichs Fußballer des Jahres 1984 nutzte die Aufmerksamkeit der tz-Redaktion, um noch einmal auf seine Entlassung bei RB Leipzig im Sommer 2012 zurückzublicken.

Das Interview riss nicht die Schwelle, dazu größer etwas zu kommentieren. Pacult beschwerte sich, dass Ralf Rangnick ihm weder Gründe für seine Demission nannte, geschweige denn ihn persönlich davon in Kenntniss zu setzen. Gut, menschlich ist das nicht ganz einwandfrei, aber man weiß ja auch wie Peter Pacult bei Kritik reagiert (“I BIN saua auf Ihna!”). Zieht man dann noch die Reichweiten- und Gewichtsverhältnisse zwischen dem introvertierten Schwaben und dem aufbrausenden Wiener heran, kann man Rangnick schon verstehen.

Eine Sache am Interview fiel uns zunächst gar nicht auf, wurde aber in der aktuellen 11FREUNDE in einer kurzen Meldung zu Recht moniert. Zum Abschluss wird Pacult durch die Blume nach seiner Sympathie zum Projekt RB gefragt, und antwortet salomonisch:

Frage: Trinken Sie eigentlich gern Red Bull?

Pacult: Eigentlich ist es nicht so mein Ding. Aber jetzt haben sie ein neues Getränk, Exotic, das schmeckt mir.

Klingt ganz plausibel – bis auf die Tatsache, dass Red Bull kein Getränk mit dem Namen Exotic anbietet. Nicht mal eines mit einem ähnlichen Namen.

Wir sehen zwei mögliche Szenarien: Entweder Pacult ist nach seiner Entlassung vom Didi, mit dem er dem Interview zu Folge ja weiterhin gut zu sein scheint, wenigstens in den Red Bull Exclusiv-Tester-Club eingeladen worden und bekommt die neuen Brausen nun vor der Markteinführung. Oder Pacult hat sich – wie hin und wieder in seiner Trainerkarriere auch – einfach vergriffen und vielleicht diesen oder diesen Energydrink in der Dose gekauft.

UPDATE: User Dase weiß welche Dose Peter Pacult vermutlich meinte: Die Summer-Edition Tropical, war hierzulande nicht flächendeckend erhältlich, wurde wohl aber mal im Stadion erprobt. Merci!

Standardsituationen der RB-Affirmation (2)

Ein zentraler Punkt aller RB-Kritik ist ja die – subtil gesagt – enge Bindung von RB an die Firma des Gebieters. Verlässlich kommt an dieser Stelle das Standardargument zwei ins Spiel:

„Auch bei den Anderen haben doch Firmen das Sagen!“

Mittlerweile immer wird bei diesem Punkt auf Bayer Leverkusen verwiesen: Die dürften ja sogar ihren Sponsor im Vereinsnamen tragen. Damit ist dann nicht nur RB verteidigt, sondern gleich noch klargemacht, dass es eigentlich die anderen Vereine sind (an dieser Stelle gern: „die aus dem Westen“), die tatsächlich Privilegien genießen.

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Standardsituationen der RB-Affirmation (1)

Das ist der Beginn einer neuen kleinen Serie. Als Vorbild haben wir dabei keine geringere als die großartige Kathrin Passig. Sie schrieb vor einiger Zeit einen Text zu „Standardsituationen der Technologiekritik“. So etwas wollten wir auch mal machen. Wir haben lange überlegt. Was ist ähnlich faszinierend wie Technologiekritik? Was ist rätselhaft und allgegenwärtig zugleich? Am Ende kamen wir drauf. In (vorerst) fünf Folgen nehmen wir uns der Standardargumente der RB-Anhängerschaft an. Und versuchen ein paar Antworten.

Das erste Argument ist das Argument überhaupt, und es geht so:

“RB ist ein ganz normaler Verein”

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Stimmen der Vernunft (5)

Im aktuellen Transferticker der 11Freunde konnte man neulich folgenden Kurzbeitrag lesen, der eigentlich als Kommentar auf die Transfer-/Leihpolitik des glorreichen Chelsea FC gedacht war. Innerhalb weniger Zeilen wandelte sich dieser dann aber in eine an Prägnanz nur schwer zu toppende Zusammenfassung von sich auch uns aufdrängenden Fragen:

Aber was will Chelsea mit diesem vermaledeiten Leih-Konzept? Wollen sie alle talentierten Spieler der Welt kaufen und nur noch verleihen? An viele kleine Chelsea-Außenstellen, die sich die Talente zuschachern und ab und an eines an den Mutterkonzern in London zurückschicken? Und kann so ein Konstrukt klappen? Ist das nicht schädlich für den Fußball? Wettbewerbsverzerrung gar? Darüber müsste man mal mit Ralf Rangnick diskutieren, bei einer schönen Dose Red Bull. Mjam.

Können Sie helfen, Herr Rangnick?

Schlussstrich statt Verantwortung

Red Bull ist auf Erfolg programmiert. Wirtschaftlich sowieso bei einer Differenz von 1,80 Euro zwischen Herstellungs- und Abgabepreis der Brause. Sportlich aber ebenso, da wird nichts dem Zufall überlassen. Die neulich schon einmal angedeutete Verwandtschaft zu einem anderen, strikt auf Erfolg gedrillten Sportsystem ist nicht nur geistiger Art: Im Red Bull Sportimperium ist der oberste Leistungsdiagnostiker ein verurteilter DDR-Dopingarzt.

Bernd Pansold hat in Österreich den schönen Beinamen “Laktaktpapst”, weil er das konzerneigene Diagnostik- und Trainingszentrum von Red Bull im österreichischen Thalgau leitet. Über das Jahr machen dort alle Red Bull-Athleten – von Lindsey Vonn bis Sebastian Vettel – Leistungstests. Pansold ist der uneingeschränkte Chef mit Weisungsbefugnissen bis in das sportliche Tagesgeschäft (s.u.).
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Stimmen der Vernunft (4)

Ralf Rangnick war schon fast an der Kasse, der drehte er noch mal kurz um, warf einen hastigen Blick über den Wühltisch, zottelte “Jungtalent” (darunter macht man es ja nicht) Klostermann hervor, warf ihn noch schnell zu den anderen, drehte hastig um und beruhigte sich bei dem Blick auf den überquellenden Einkaufstrolli mit dem Gedanken, dass er ja immerhin halbjährlich für (mindestens) zwei Haushalte einholen muss.

Peter Neururer wiederum, der neulich schon mit der prägnanten Kommentierung des Sabitzer-Transfers glänzte und sich somit als einer der Guten enttarnte, musterte den letzten Beifang im Vorbeigehen auf dem Parkplatz und raunte lakonisch:

Ich wünsche ihm viel Gesundheit und einen neuen Berater.

Genervt

Achtung: Das ist einer dieser Innenlebenposts, bei denen der Autor sich ausschließlich in seinen Gefühlen zergeht.

Ich bin schwer genervt. Davon, mich erklären zu müssen. Von dem ganzen Mist, den man dieser Tage so über RB lesen muss. Von der Selbstverständlichkeit, mit der Begriffe überstrapaziert und schwarz-weiß gemalt werden. Und vor allem davon, dass ich mich davon so nerven lasse.

Bis vor wenigen Wochen lebte ich in einer angenehmen Distanz zu RB. Ich besuchte an Spieltagen hin und wieder den Gästeblock und hab auch auf der Haupttribüne mal geschaut, wer sich da so rumtreibt. Mit den Orten, wo ich mir sonst meine Fußballerlebnisse hole – vor Ort unterklassig oder international am TV – hat das Projekt nicht konkurriert.
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Anachronismen

Es ist einiges los dieser Tage in Sachen RB. Bundesweite Aktionen, die nicht nur Staub aufwirbeln, sondern auch Beißreflexe sichtbar machen. Auf der Contra-RB-Seite ist da viel bereits Bekanntes und oft Unreflektiertes zu finden. Davon nehmen wir uns hier ja generös aus, deswegen trifft es uns auch nicht, wenn unreflektierter Kritik ihre Unreflektiertheit vorgeworfen wird.

So wie das zum Beispiel vergangene Woche in der FAS geschah. Dort wurde in durchaus zugespitzter Sprache mal richtig einer ausgeteilt, gegen die vermeintlichen Romantiker unter den RB-Kritikern:

Platte Parolen und dumpfes Traditions-Gehabe.

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ohne Zusätze: jung, erfolgreich, reicher Papi

In der Rubrik “ohne Zusätze” sprechen das Projekt RB und/oder seine Anhänger für sich.

… Warum eine alte alkoholisierte und erfolglose Frau heiraten [gemeint war Lok Leipzig], wenn ich die Chance auf ne hübsche junge erfolgreiche mit reichem Papi habe. …

Kommentar von User “Andy” am 9. August unter den RB-Leipzig-Kommentar in der L-IZ von neulich.

umgeschminkt (3) – Bronze, Silber und Gold hab’ ich nie gewollt

Im dritten Streich unserer kleinen Serie zum Lizenzierungsverfahren geht es um eine letzte zentrale Auflage, die verlangte, dass der Verein RB Leipzig sich auch als solchen begreifen und doch bitte die Zugänglichkeit für willige Mitglieder erleichtern möge. Oder zumindest so tut. Bekanntermaßen hat man sich dagegen fleißig zur Wehr gesetzt. Letztlich ließ es sich aber nicht mehr vermeiden und man ersann irgendwo zwischen Salzburg, New York und Leipzig nach intensiver rechtlicher Prüfung ein grandioses Modell.

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