Standardsituationen der RB-Affirmation (3)

Das dritte Standardargument, wenn es um die Zustimmung zu RB geht, bekamen wir letztlich in einer Neuauflage von Matze Sammer zu hören. Die besondere grammatikalische Struktur seines Satzes war hier schon Thema. Er verdient es aber einfach, noch einmal in Gänze zitiert zu werden:

“Das schafft natürlich auch Arbeitsplätze. Dementsprechend bin ich dem immer positiv gegenüber gestanden”.

Arbeitsplätze. Na gut. Wir gehen jetzt nicht der Frage nach, ob in dieser Logik eigentlich alles spitze ist, wenn es nur diese berühmten Arbeitsplätze schafft. Sondern wir lassen uns mal auf das Argument ein und schauen, was an diesen Arbeitsplätzen denn wirklich dran ist. Immerhin: Geredet wird von ihnen eine Menge, immer wieder und schon seit Jahren.

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In aller Brieffreundschaft

Sehr geehrter Herr Niersbach,

wieder erreicht Sie ein Brief aus Leipzig, aber keine Angst: Diesmal wird es nicht so rührselig wie beim letzten Mal. Da schrieb Ihnen Michael Czupalla, CDU-Landrat von Nordsachsen, und beklagte sich bitterlich. Über all jene, die das neue Ruhmesblatt unserer Pleißemetropole, den herrlichen Sportverein Rasenballsport Leipzig, so schmählich durch den Dreck ziehen. Schlimme Sachen würden da gesungen und überhaupt, alle seien dagegen, und der DFB-Präsident Niersbach solle doch mal was tun.

Czupallas Plan sah zwei Punkte vor. Erstens sollte Niersbach endlich mal durchregieren und nordkoreanische Verhältnisse herstellen: „Ich möchte, dass er Stellung bezieht und der ewigen Diskussion ein Ende bereitet!” Doch keine Peitsche ohne Zuckerbrot. Dieses verfütterte Czupalla an den Gebieter: “Dietrich Mateschitz müsste jeden Tag der rote Teppich ausgerollt werden”, scharwenzelte der Landrat. Beim Gedanken an sein neues Idol redete er sich regelrecht in Wallung: “Schließlich bildet Herr Mateschitz mit RB Leipzig nicht nur junge Menschen aus, es wird auch vermittelt, was Disziplin ist, wie man sich verhält, was wichtige Werte sind.” RB als Jugendwerkhof, nur mit mehr Sport? In aller Brieffreundschaft weiterlesen

Mia san Geschäftspartner

Ist ja eigentlich klar, die Überschrift aus dem Januar diesen Jahres: “Rummenigge sieht Projekt in Leipzig kritisch“. Da haben wir es wieder, Traditionsvereinsvertreter mokiert sich über von Privatmillionen geblähten Emporkömmling. Ein schönes Bild, weil schön einfach. Tatsächlich argumentieren ja viele RB-WerbemännchenFans mittlerweile so, als wäre “ihr” Club ein Robin Hood im bigotten Fußballestablishment, dem die Eingesessenen aus niederen Beweggründen den Zugang verwehren wollen.

Aber was hat Rummenigge denn tatsächlich gefordert? Eine Überarbeitung der Lizenzierungsregeln, um die Frage der Neueinsteiger ins Fußballinvestgeschäft zu regeln. Steht ohnehin an, da insbesondere die Lex Kind wohl das Tor zu weiteren Absenkungen der “Traditionsschwelle” (derzeit 20 Jahre) geöffnet hat. Im August legte Rummenigge dann noch einmal nach und schlug vor, die Regeln des UEFA Financial Fair Play auch auf die Bundesliga anzuwenden. Das sind alles sehr vernünftige Vorschläge, aus der Perspektive eines Menschen, der gutes Geld dafür erhält, die Geschäftsgrundlage seines Unternehmens – und dessen Stellung als Branchenprimus – auch in Zukunft zu sichern und auszubauen.

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Der exotische Peter

Anfang August, rund um das Spiel 1860 vs. RBL, schlug ein Interview mit dem Ex-Trainer beider Clubs, Peter Pacult, kleinere Wellen. Österreichs Fußballer des Jahres 1984 nutzte die Aufmerksamkeit der tz-Redaktion, um noch einmal auf seine Entlassung bei RB Leipzig im Sommer 2012 zurückzublicken.

Das Interview riss nicht die Schwelle, dazu größer etwas zu kommentieren. Pacult beschwerte sich, dass Ralf Rangnick ihm weder Gründe für seine Demission nannte, geschweige denn ihn persönlich davon in Kenntniss zu setzen. Gut, menschlich ist das nicht ganz einwandfrei, aber man weiß ja auch wie Peter Pacult bei Kritik reagiert (“I BIN saua auf Ihna!”). Zieht man dann noch die Reichweiten- und Gewichtsverhältnisse zwischen dem introvertierten Schwaben und dem aufbrausenden Wiener heran, kann man Rangnick schon verstehen.

Eine Sache am Interview fiel uns zunächst gar nicht auf, wurde aber in der aktuellen 11FREUNDE in einer kurzen Meldung zu Recht moniert. Zum Abschluss wird Pacult durch die Blume nach seiner Sympathie zum Projekt RB gefragt, und antwortet salomonisch:

Frage: Trinken Sie eigentlich gern Red Bull?

Pacult: Eigentlich ist es nicht so mein Ding. Aber jetzt haben sie ein neues Getränk, Exotic, das schmeckt mir.

Klingt ganz plausibel – bis auf die Tatsache, dass Red Bull kein Getränk mit dem Namen Exotic anbietet. Nicht mal eines mit einem ähnlichen Namen.

Wir sehen zwei mögliche Szenarien: Entweder Pacult ist nach seiner Entlassung vom Didi, mit dem er dem Interview zu Folge ja weiterhin gut zu sein scheint, wenigstens in den Red Bull Exclusiv-Tester-Club eingeladen worden und bekommt die neuen Brausen nun vor der Markteinführung. Oder Pacult hat sich – wie hin und wieder in seiner Trainerkarriere auch – einfach vergriffen und vielleicht diesen oder diesen Energydrink in der Dose gekauft.

UPDATE: User Dase weiß welche Dose Peter Pacult vermutlich meinte: Die Summer-Edition Tropical, war hierzulande nicht flächendeckend erhältlich, wurde wohl aber mal im Stadion erprobt. Merci!

Standardsituationen der RB-Affirmation (2)

Ein zentraler Punkt aller RB-Kritik ist ja die – subtil gesagt – enge Bindung von RB an die Firma des Gebieters. Verlässlich kommt an dieser Stelle das Standardargument zwei ins Spiel:

„Auch bei den Anderen haben doch Firmen das Sagen!“

Mittlerweile immer wird bei diesem Punkt auf Bayer Leverkusen verwiesen: Die dürften ja sogar ihren Sponsor im Vereinsnamen tragen. Damit ist dann nicht nur RB verteidigt, sondern gleich noch klargemacht, dass es eigentlich die anderen Vereine sind (an dieser Stelle gern: „die aus dem Westen“), die tatsächlich Privilegien genießen.

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Standardsituationen der RB-Affirmation (1)

Das ist der Beginn einer neuen kleinen Serie. Als Vorbild haben wir dabei keine geringere als die großartige Kathrin Passig. Sie schrieb vor einiger Zeit einen Text zu „Standardsituationen der Technologiekritik“. So etwas wollten wir auch mal machen. Wir haben lange überlegt. Was ist ähnlich faszinierend wie Technologiekritik? Was ist rätselhaft und allgegenwärtig zugleich? Am Ende kamen wir drauf. In (vorerst) fünf Folgen nehmen wir uns der Standardargumente der RB-Anhängerschaft an. Und versuchen ein paar Antworten.

Das erste Argument ist das Argument überhaupt, und es geht so:

“RB ist ein ganz normaler Verein”

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Genervt

Achtung: Das ist einer dieser Innenlebenposts, bei denen der Autor sich ausschließlich in seinen Gefühlen zergeht.

Ich bin schwer genervt. Davon, mich erklären zu müssen. Von dem ganzen Mist, den man dieser Tage so über RB lesen muss. Von der Selbstverständlichkeit, mit der Begriffe überstrapaziert und schwarz-weiß gemalt werden. Und vor allem davon, dass ich mich davon so nerven lasse.

Bis vor wenigen Wochen lebte ich in einer angenehmen Distanz zu RB. Ich besuchte an Spieltagen hin und wieder den Gästeblock und hab auch auf der Haupttribüne mal geschaut, wer sich da so rumtreibt. Mit den Orten, wo ich mir sonst meine Fußballerlebnisse hole – vor Ort unterklassig oder international am TV – hat das Projekt nicht konkurriert.
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Anachronismen

Es ist einiges los dieser Tage in Sachen RB. Bundesweite Aktionen, die nicht nur Staub aufwirbeln, sondern auch Beißreflexe sichtbar machen. Auf der Contra-RB-Seite ist da viel bereits Bekanntes und oft Unreflektiertes zu finden. Davon nehmen wir uns hier ja generös aus, deswegen trifft es uns auch nicht, wenn unreflektierter Kritik ihre Unreflektiertheit vorgeworfen wird.

So wie das zum Beispiel vergangene Woche in der FAS geschah. Dort wurde in durchaus zugespitzter Sprache mal richtig einer ausgeteilt, gegen die vermeintlichen Romantiker unter den RB-Kritikern:

Platte Parolen und dumpfes Traditions-Gehabe.

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Widde widde wie sie mir gefällt

Am vergangenen Wochenende  veröffentlichte die LVZ ein zum Zweitligastart abgehaltenes Geplänkel zwischen Guido Schäfer und Ralf Rangnick (2. & 3. August, S. 25). Bei dieser Gelegenheit verriet der imperiale Sportdirektor Folgendes: Widde widde wie sie mir gefällt weiterlesen

„Er ist unser Wettbewerbshüter“

Unlängst stimmte uns ein Leserbrief von Raphael von Arx aus Lausanne an die 11FREUNDE-Redaktion ziemlich nachdenklich …

„[…] Die UEFA verweist auf Artikel 3 der UEFA-Wettbewerbsbedingungen zu Champions- oder Europa League. Dort heißt es: `Keine natürliche oder juristische Person darf Kontrolle über oder Einfluss auf mehr als einen an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein haben, wobei in diesem Zusammenhang als Kontrolle oder Einfluss gilt, wenn die betreffende Person (…) in der Lage ist, auf irgendeine Art und Weise einen entscheidenden Einfluss auf die Entscheidungsfindung des Vereins auszuüben.’ […] Eine große Farce, oder? Klärt mich auf.“ (Ausschnitt aus 11FREUNDE #152/Juli 2014, S. 116)

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