Eingliedern durch Ausgliedern

Sportlich ist RB Leipzig längst im Zweitligaalltag angekommen – Mitbewerber um das oberste Tabellendrittel, Aufsteiger unter drei ausnehmend guten Neulingen in dieser Saison und Teilnehmer an Spitzenspielen. Das ist Sport, Wettbewerb erzeugt Vergleichbarkeit.

Die jüngste Ausgliederung der Leipziger Profiabteilung kann als bemerkenswerter Ausdruck im Ringen nach Normalität auf einem anderen Terrain gedeutet werden, dem Profifußball als wirtschaftliche Branche. RB Leipzig müht sich redlich, die schmutzigen Kleider des Investorenspielzeugs abzulegen, um mit den anderen Kindern nach den hiesigen Regeln des Fußballgeschäfts zu spielen. RB Leipzigs Strategie basiert dabei auf den Erfahrungen des bisherigen Sportengagements von Red Bull – und denen von Ralf Rangnick.

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Eher Wum als Wim

Man muss schon anerkennend sagen: Bei RB passt alles zusammen. Allen ist alles egal, wenn es nur Kohle oder ‚Erfolg’ bringt, und noch das kleinste Licht erstrahlt gleich viel heller, sobald es mit RB in Berührung kommt. Wer sich von einem weiteren Detail dieses Gesamtkunstwerks überzeugen will, dem sei die aktuelle Ausgabe des „student!“ empfohlen. Darin wird der RB-Stadionsprecher Tim Thoelke interviewt.

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Stimmen der Vernunft (7) – Worum es geht

Aufgabe von Zeitung ist ja immer auch, Positionen zu beziehen. Die großen konservativen Blätter machen das besonders gern gegen vermutlich mainstreamige Meinungen, um deren Scheinheiligkeit aufzudecken. Die Kritik an der RB-Kritik als scheinheilig/flach/verfehlt/realitätsfern ist dementsprechend ein beliebter Modus. Wir hatten ja neulich schon mal in die FAS geschaut, in die WELT nicht, aber dass dort ein besonders eifriger RB-Fan sitzt, haben nicht nur wir mitbekommen. Ausführliche Exegese rechtfertigen solche Texte selten, aber einer Passage aus der Replik auf den WELT-Autor schließen wir uns gern vollumfänglich an:

“Möglicherweise ist das aus dem Fokus geraten: Um den Sport in Leipzig geht’s hier gar nicht. Sondern um die wirtschaftliche Idee hinter dem Projekt RB und den straff auf Rendite fokussierten Investor und sein Vorgehen. Muss man nicht im Blick haben, hilft aber beim Verständnis sehr.”

Carsten Schulte, westline

Greisenflirt im Disneyland

„Ich bin sogar Chefreporter, die wollen mich lebenslang behalten!“, durfte LVZ-Sportredakteur Guido Schäfer im Oktober verkünden, als ihn Moderatorin Esther Sedlaczek vor Anpfiff und nach dem Halbzeitpfiff des RB-Heimspiels gegen Heidenheim vor die Sky-Kamera einlud. Um jedweden Kompetenzzweifeln schon vorab den Garaus zu machen: Der phänomenale Aufstieg des fidelen RB-Maskottchens ist nur folgerichtig, hat in der aktuellen Spielzeit neue Höhepunkte erreicht und soll deshalb hier besonders gewürdigt werden.
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Stimmen der Vernunft (6) – Geht das wirklich, Papa?

Desillusioniert blieb der kleine Lakai zurück, als er letzten Montag in der Zeitung lesen musste:

“Ohne Kapitalerhöhung, Investorenzuschuss und Hedgefonds-Beteiligung […] hat sich die Borussia zum immerhin imaginären Bayern-Verfolger erhoben […]” (Selldorf, Philipp: Süddeutsche Zeitung vom 28.10.2014, S. 27.)

“Geht das wirklich, Papa? Aber du sagst doch immer, dass sowas nur möglich ist, wenn einer allein kommt, der ganz, ganz viel Geld hat, auf einen x-beliebigen Flecken Erde zeigt, alles in der Hand hält und sagt: ‘Mein Wille geschehe. Koste es, was es wolle!’ […]”

Standardsituationen der RB-Affirmation (3)

Das dritte Standardargument, wenn es um die Zustimmung zu RB geht, bekamen wir letztlich in einer Neuauflage von Matze Sammer zu hören. Die besondere grammatikalische Struktur seines Satzes war hier schon Thema. Er verdient es aber einfach, noch einmal in Gänze zitiert zu werden:

“Das schafft natürlich auch Arbeitsplätze. Dementsprechend bin ich dem immer positiv gegenüber gestanden”.

Arbeitsplätze. Na gut. Wir gehen jetzt nicht der Frage nach, ob in dieser Logik eigentlich alles spitze ist, wenn es nur diese berühmten Arbeitsplätze schafft. Sondern wir lassen uns mal auf das Argument ein und schauen, was an diesen Arbeitsplätzen denn wirklich dran ist. Immerhin: Geredet wird von ihnen eine Menge, immer wieder und schon seit Jahren.

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In aller Brieffreundschaft

Sehr geehrter Herr Niersbach,

wieder erreicht Sie ein Brief aus Leipzig, aber keine Angst: Diesmal wird es nicht so rührselig wie beim letzten Mal. Da schrieb Ihnen Michael Czupalla, CDU-Landrat von Nordsachsen, und beklagte sich bitterlich. Über all jene, die das neue Ruhmesblatt unserer Pleißemetropole, den herrlichen Sportverein Rasenballsport Leipzig, so schmählich durch den Dreck ziehen. Schlimme Sachen würden da gesungen und überhaupt, alle seien dagegen, und der DFB-Präsident Niersbach solle doch mal was tun.

Czupallas Plan sah zwei Punkte vor. Erstens sollte Niersbach endlich mal durchregieren und nordkoreanische Verhältnisse herstellen: „Ich möchte, dass er Stellung bezieht und der ewigen Diskussion ein Ende bereitet!” Doch keine Peitsche ohne Zuckerbrot. Dieses verfütterte Czupalla an den Gebieter: “Dietrich Mateschitz müsste jeden Tag der rote Teppich ausgerollt werden”, scharwenzelte der Landrat. Beim Gedanken an sein neues Idol redete er sich regelrecht in Wallung: “Schließlich bildet Herr Mateschitz mit RB Leipzig nicht nur junge Menschen aus, es wird auch vermittelt, was Disziplin ist, wie man sich verhält, was wichtige Werte sind.” RB als Jugendwerkhof, nur mit mehr Sport? In aller Brieffreundschaft weiterlesen

Mia san Geschäftspartner

Ist ja eigentlich klar, die Überschrift aus dem Januar diesen Jahres: “Rummenigge sieht Projekt in Leipzig kritisch“. Da haben wir es wieder, Traditionsvereinsvertreter mokiert sich über von Privatmillionen geblähten Emporkömmling. Ein schönes Bild, weil schön einfach. Tatsächlich argumentieren ja viele RB-WerbemännchenFans mittlerweile so, als wäre “ihr” Club ein Robin Hood im bigotten Fußballestablishment, dem die Eingesessenen aus niederen Beweggründen den Zugang verwehren wollen.

Aber was hat Rummenigge denn tatsächlich gefordert? Eine Überarbeitung der Lizenzierungsregeln, um die Frage der Neueinsteiger ins Fußballinvestgeschäft zu regeln. Steht ohnehin an, da insbesondere die Lex Kind wohl das Tor zu weiteren Absenkungen der “Traditionsschwelle” (derzeit 20 Jahre) geöffnet hat. Im August legte Rummenigge dann noch einmal nach und schlug vor, die Regeln des UEFA Financial Fair Play auch auf die Bundesliga anzuwenden. Das sind alles sehr vernünftige Vorschläge, aus der Perspektive eines Menschen, der gutes Geld dafür erhält, die Geschäftsgrundlage seines Unternehmens – und dessen Stellung als Branchenprimus – auch in Zukunft zu sichern und auszubauen.

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ohne Zusätze: Eventfans

In der Rubrik “ohne Zusätze” sprechen das Projekt RB und/oder seine Anhänger für sich.

Wir können – im Sinne der Autoren – bloß hoffen, dass es sich hier jeweils um ganz bittere Formen der Selbstironie handelt.

https://twitter.com/fendtifan/status/517939100394192896

Stellvertretend beleidigt

Da scheint Guido Schäfer mal wieder zu tief in die rot-blaue Dose geschaut zu haben. Oder der Rausch von Oktoberfest und teenagerhaft gesuchter Nähe zu den Sternchen von RB Leipzig war zu stark. Anders ist nicht zu erklären, warum normalerweise jeder, aber wirklich jeder Nonsens billigend in Kauf genommen oder gar – von öffentlich-rechtlichen Geldern bezahlt – aktiv gesucht und notdürftig als Berichterstattung verkauft wird. Dann aber eine vergleichsweise harmlose Form der Kritik gegenüber dem im Plan liegenden Projekt des Gebieters mit empörter Geste gerügt wird.

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