Verlieren? Nicht vorgesehen! – Eine Medienauslese

Niemand verliert gern. Zumal im Fußball. Egal, ob Spieler, Funktionär oder Fan – gerade auf die vermeintlich “großen” Spiele fiebert man hin und ist natürlich enttäuscht, wenn diese nicht so laufen, wie man gehofft hatte. Das hat man schon oft erlebt, und auch das Hadern mit dem Schiri, dem Ball oder sonstigen äußeren Umständen ist wesentlicher Bestandteil des Redens über verlorene Spiele im Speziellen und Fußball im Allgemeinen.

Mehr als schlechte Verlierer

Einen Umgang mit einem verlorenen “großen” Spiel musste in den vergangenen Tagen gleich zweimal ein Fußballlager finden, das damit ganz offensichtlich überfordert ist, wenn nicht sogar Probleme hat: RB Leipzig. Eine Tatsache, die ihnen nicht unbedingt beim Aufstieg auf der Sympathieleiter geholfen haben dürfte. Ganz ähnlich wie beim forcierten Marsch durch die Ligen in den letzten Jahren bricht sich in allem, was man aus der weiß-roten Ecke mitbekommt, eine Ungeduld Bahn, die uns zuerst (zynisch, wie wir nun mal sind) belustigte, dann aber zunehmend beängstigte.

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Ermüdungserscheinungen

Dieser Text erschien zuerst in der Erlebnis Fußball No 70 und ist für diesen Blogpost nur leicht verändert und aktualisiert worden.
Foto: Unsplash on Pixabay // CC0 Public Domain

Man sollte sich nichts vormachen. RB ist dort angekommen, wo sie hingehören. Gekonnt und locker beherrscht der erst 2009 aus dem Boden gestampfte „Verein“ die etablierten Regeln des Bundesligafußballs und kann sich gleichzeitig als jung, wild und unvorbelastet darstellen. Und das wird auch erst mal so bleiben. Professionell und nüchtern aufgestellt in Bezug auf Vereinsmanagement und -vermarktung, Personalstruktur, Spieleraquise und Jugendausbildung, können sich einige andere Bundesligisten bei der österreichischen Niederlassung in Leipzig sogar noch etwas abschauen. Zudem rennen die Zuschauer dem Neuling die Bude ein. RB ist somit Realität und wird sich aus dieser wohl so schnell nicht wieder verjagen lassen. Im Gegenteil: Europa und ein neues Stadion rufen!

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Momentchen mal!

Eigentlich finden wir selbst es ja langweilig, immer wieder auf Offensichtliches hinzuweisen. Doch gelegentlich kommt es zu Zuspitzungen, die selbst uns mit offenen Mündern zurücklassen. So geschehen gestern, als die Friedrich-Ebert-Stiftung zum 5. Mitteldeutschen Wirtschaftsdialog einlud. Thema:  LEIPZIG Fußballstadt Leipzig. Chancen und Herausforderungen. “Fußballstadt Leipzig” bedeutete in diesem Fall freilich RB Leipzig. Und es ging um das wirtschaftliche Heilsversprechen, das nicht nur mit diesem “Verein” verbunden wird, sondern mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga nun angeblich kurz vor der Einlösung steht. Nachlesen kann man das bei den üblichen Hofschreibern (hier und hier). Momentchen mal! weiterlesen

RB und die Bundesliga – It’s a match!

Foto: Ed Gregory, stokpic, CC0 1.0 Universal (CC0 1.0)

RB ist in seinem natürlichen Habitat angekommen. Merkbar hatten die Kraftprotze Probleme mit der Widerständigkeit der unteren Ligen, können nun aber das erste Mal das sein, als was sie sich dem ausgegebenen Planziel nach verstehen. Bisher wirkte RB fehl am Platz, ein überpotenter Bundesligist, der beispielsweise schon munter zweistellige Millionentransfers abwickelte, unter Unterbemittelten und Rückwärtsgewandten. Endlich passt aber das Kleid, das man sich von Anfang an übergeworfen hat.

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Einfach nur guter Fußball

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Bild: Mixy Lorenzo/flickr unter CC by-nc-sa 2.0

Zwei Dinge (in weiser Voraussicht) vorab: Wir unterstützen ausdrücklich den Teil der RBL-Fans, die die Paten-Aktion initiiert haben, sie organisieren und sich daran beteiligen werden. Wenn aus der Nachbarschaft von Ernst-Grube-Halle und Zentralstadion über den einmaligen Besuch hinaus eine, oder viele kleine Beziehungen zwischen Geflüchteten und Fußballfans entstehen, dann wäre das mehr als wünschenswert. Auch dient die Beobachtung nicht dazu, Rasenballsport Leipzig und sein Sportmarketingkonzept als unzulässige, “fremde” Ausnahme darzustellen – ganz im Gegenteil. In den ablehnenden Comments zur Aktion zeigt sich eine Argumentation, die auch etwas damit zu tun hat, wie im Hause Red Bull Fanszenen behandelt und Fußball vermarktet wird.
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Standardsituationen der RB-Affirmation (1)

Das ist der Beginn einer neuen kleinen Serie. Als Vorbild haben wir dabei keine geringere als die großartige Kathrin Passig. Sie schrieb vor einiger Zeit einen Text zu „Standardsituationen der Technologiekritik“. So etwas wollten wir auch mal machen. Wir haben lange überlegt. Was ist ähnlich faszinierend wie Technologiekritik? Was ist rätselhaft und allgegenwärtig zugleich? Am Ende kamen wir drauf. In (vorerst) fünf Folgen nehmen wir uns der Standardargumente der RB-Anhängerschaft an. Und versuchen ein paar Antworten.

Das erste Argument ist das Argument überhaupt, und es geht so:

“RB ist ein ganz normaler Verein”

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Stimmen der Vernunft (2)

Vollkommen überflüssig zu erwähnen, dass der Ticker von “11 Freunde” im Allgemeinen und die Ein- und Auslassungen des Dirk Gieselmann im Speziellen zum schönsten Tiki Taka der deutschsprachigen Fußballunterhaltung gehören. Wortbesitzspiel in Reinkultur: Finten, Finessen, aber auch die gute alte Grätsche im Repertoire. Meister im Umschaltspiel ohnehin. Und weiß offenbar auch nachts noch,  wo das Tor steht:

Ergebenheit als Systembestandteil

Neben der betonten Miesepetrigkeit, ungezwungenen und absolut authentischen Marketingvehikeln Fußballfans ihren Spaß am einzig echten TV-Fußball nicht zu gönnen, ist ja eines unserer Hauptmotive, einen Anlaufpunkt für kritische Beobachtungen des Geschäftsgebahrens von RB Leipzig zu bieten – Warum liefern das eigentlich nicht professionelle lokale Medien wie LVZ & Co.?

Weil sie nicht können. Also nicht, weil sie aufgrund mangelnder journalistischer Qualität nicht könnten. Vielleicht schon eher, weil sie redaktionell kaputt gespart werden. (Der KREUZER bringt ja immer mal was, hat als Stadtmagazin in Zeiten von Facebook aber weder die Kapazitäten, noch den redaktionellen Fokus, RB monatlich zu begleiten.) Sie können nicht, weil sich besonders lokale Redaktionen und freie Journalisten eine kritische Haltung gegenüber Profisportfirmen nicht leisten können.
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Rangierbahnhof

Am 30.5.14 wurde vermeldet, dass Marcel Sabitzer von SK Rapid Wien zu RB Leipzig wechselt. Der Spieler (20 Jahre, Mittelfeld, 4 Länderspiele für Österreich) bekommt einen Vertrag bis 2018 und kostet wohl zwei Millionen Euro. Gleichwohl wird Sabitzer mindestens in der nächsten Saison gar nicht in Leipzig spielen, sondern an RB Salzburg ausgeliehen. Das kann man noch als konzerninternen Mitarbeiteraustausch abbuchen; es schadet ja nichts, mal die Kollegen gesehen zu haben. Wenn da nicht in Sabitzers Vertrag eine Klausel gewesen wäre, nach der bei einem Wechsel ins Ausland zwei Millionen Ablöse festgeschrieben waren, nicht aber für einen Wechsel innerhalb der österreichischen Liga. Im Falle eines direkten Wechsels von Wien nach Salzburg hätte RB also eine Ablösesumme aushandeln müssen, die vermutlich höher gelegen hätte als die jetzt gezahlten zwei Millionen. Möglicherweise wäre der Deal auch gar nicht zustande gekommen. Stattdessen trat eben Leipzig als Käufer auf und Sabitzer spielt nun trotzdem in Salzburg. So weit, so bekannt.

Zwei Dinge ließen uns dabei die Stirne runzeln: Rangierbahnhof weiterlesen