Für eine handvoll Dollar

Wenn man dem Onlinearchiv der ATP Glauben schenken darf, dann hat der ehemalige Tennisprofi Nasser Al-Khelaïfi im Laufe seiner professionellen Karriere auf der Tour ehrbare 16.201 US-Dollar an Preisgeld eingeheimst. Einen kleinen Teil davon gab es dafür, dass er sich 1996 in St. Pölten in einem Erstrundenmatch mal mit Thomas Muster messen durfte. Nach 36 Minuten (0-6, 1-6 aus Al-Khelaïfis Sicht) hatte der damalige Weltranglistenzweite Muster das Sparring hinter sich gebracht. Wohl sogar noch neun Minuten länger wird Zlatan Ibrahimovic am Freitagabend über den Rasen des Leipziger Stadions schlendern müssen. Das stets gockelhafte, doch hin und wieder auch genialische Aushängeschild des französischen Meisters Paris Saint-Germain tritt in Leipzig an. Für eine handvoll Dollar weiterlesen

Sektion 54

Na gut. Es ist ja nunmal so, dass sich die Mannschaft von RB sportlich verdient qualifiziert hat. Uns geht es hier ja vorwiegend um Struktur- und Stilkritik, auf dem Rasen ist auf dem Rasen. Und auch wenn das schon kaiserslautern-eske Gerede von “der Region” nervt, hat es ja etwas für sich: Es gibt ab August tatsächlich Zweitligafußball in der Schüssel. Und auch als Vegetarier kann man ja mal die Konditionen der Bullen-Beschau abklopfen. Also Anruf bei der RB-Tickethotline.

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Frauenstimme: Die RB-Hotline, die Lydie, was kann ich für Dich tun? Sektion 54 weiterlesen

Fanfaren für die Jungbullen

Es dauerte ein wenig, ehe die zuvor regungslos auf dem Rasen verharrenden U17-„Jungbullen“ (um dem offiziellen Duktus des RB-Universums gerecht zu werden) sich noch ein letztes Mal berappelten, um auf ihrer anschließenden Ehrenrunde den allemal verdienten, wiewohl in diesen Momenten kaum tröstlichen Applaus von knapp 7.500 Zuschauern im großen Stadion am Fuße der Festwiese einzuheimsen.

Den Weg so mühsam hatte die fehlende Trophäe gemacht. Denn keine 60 Meter entfernt, auf der eilig nach Abpfiff installierten Siegerbühne, schwangen euphorisierte Dortmunder Hoffnungsträger eben jene von den Leipzigern schmerzlich vermisste silberne Meisterschale kreuz und quer durch die Luft. Dank eines zweifellosen 2:1-Erfolges hatten sich die Schwarz-Gelben zuvor den Sieg im Finale um die deutsche U17-Meisterschaft und das anschließende kleine große Brimborium verdient. Die anwesende DFB-Delegation verhüllte nicht nur die Werbebanden in neutralem Grün, sondern inszenierte ebenso ein FIFA-taugliches Zeremoniell, das gleichwohl im Westfalen-, Olympia- oder dem Stadion Maracanã nicht besser hätte zur Schau geboten werden können. Ganz egal, wo. Fanfaren für die Jungbullen weiterlesen

Rangierbahnhof

Am 30.5.14 wurde vermeldet, dass Marcel Sabitzer von SK Rapid Wien zu RB Leipzig wechselt. Der Spieler (20 Jahre, Mittelfeld, 4 Länderspiele für Österreich) bekommt einen Vertrag bis 2018 und kostet wohl zwei Millionen Euro. Gleichwohl wird Sabitzer mindestens in der nächsten Saison gar nicht in Leipzig spielen, sondern an RB Salzburg ausgeliehen. Das kann man noch als konzerninternen Mitarbeiteraustausch abbuchen; es schadet ja nichts, mal die Kollegen gesehen zu haben. Wenn da nicht in Sabitzers Vertrag eine Klausel gewesen wäre, nach der bei einem Wechsel ins Ausland zwei Millionen Ablöse festgeschrieben waren, nicht aber für einen Wechsel innerhalb der österreichischen Liga. Im Falle eines direkten Wechsels von Wien nach Salzburg hätte RB also eine Ablösesumme aushandeln müssen, die vermutlich höher gelegen hätte als die jetzt gezahlten zwei Millionen. Möglicherweise wäre der Deal auch gar nicht zustande gekommen. Stattdessen trat eben Leipzig als Käufer auf und Sabitzer spielt nun trotzdem in Salzburg. So weit, so bekannt.

Zwei Dinge ließen uns dabei die Stirne runzeln: Rangierbahnhof weiterlesen

Unseren täglichen Diddi gib uns heute

Wir wollen ja gar nicht wissen, über welche krummen Wege sowas möglich ist. Wir wollen doch bloß, dass es aufhört! Bitte!

Was ist geschehen? Am 19. Juni veröffentlichte Leipzigs einziges und unabhängiges Parteiorgan, die LVZ, auf ihrer Seite 27 einen Vorbericht (?) auf den in diesem Jahr erstmals wieder ausgetragenen Großen Preis von Österreich der Formel 1 in Spielberg. Zentrale Heldenfigur, wie kann es auch anders sein: Dietrich Mateschitz. Allgemeiner Ton des, nunja, “Artikels”: Der Diddi is fei a Guater. Er nennt nicht nur ein Vermögen von schätzungsweise sechseinhalb Milliarden Euro sein eigen, sondern lässt davon sogar die hässlichsten Häuser und Zäune rund um den “Red-Bull-Ring” ausbessern. Kann sich ja auch keiner angucken. Darüber hinaus, so der begeisterte Bericht, spült das durch Mateschitz ermöglichte Rennsportevent soundsoviel Millionen Euro in alle möglichen privaten und öffentlichen Kassen. Mutti und Vati liegen sich vor kaum fassbarem Glück in den Armen. Kinder springen lachend im Kreis und übertönen mit ihrem Jauchzen auch die “sehr leise Stimme” derer, die Bedenken gegenüber dem sozialen und ökologischen Nutzen der Rennstreckensanierung anmelden. Populismus? Mal eine kritische Bemerkung, ob man die Leute für wirklich so dumm hält, dass sie diesen nicht bemerken? Ach iwo!

Wirklich zum Augenreiben brachte uns dieser Beitrag freilich nicht – wir blinzeln ja nur noch ermattet. Ist er doch nur ein weiteres Glied in einer offenbar als Fortsetzungsroman konzipierten Reihe von Elogen auf “Dieter den Gebieter” (Clemens Meyer). Zumal er ja nicht mal originell ist. Tags zuvor konnte man ähnliches bei Bild.de finden.