Nicht jede und jeder schafft es ja, den Sportteil der LVZ zu lesen; schon vorher warten so viele interessante und hintergründige Geschichten auf die ständig wachsende Leserschaft, dass dann die kritischen Reportagen und Hintergrundstories der sportiven Redaktion auf der Strecke bleiben. Deshalb heute unser Service: Wir haben mal die besten Stellen aus dem knallharten Gespräch extrahiert, dass Reportergott Guido Schäfer mit dem RB-Vorstandsvorsitzenden Oliver Mintzlaff führte. Es ging gewohnt kritisch zur Sache, man will eben immer noch eine Spur genauer nachfragen als das Red Bulletin, so viel Ehrgeiz hat man im Peterssteinweg. Aber genug der Vorrede, hier unsere Top Ten:
Kategorie: Allgemein
Aufstieg? Zwischenstation!
Das soll uns mal einer nachmachen: Wir sind erstklassig! Nach nur zwei Jahren! Zugegeben, da hatten wir einfach mal auf das richtige Tier gesetzt in unserer Hoffnung, nach jahrelangen Bemühungen und entbehrungsreichen Zeiten endlich einmal wieder von Bedeutung zu sein. Bundesliga! Das Land wo Milch und Honig fließen. Leipzig ist nicht mehr bloß ein Synonym für Hipsterhochburg, sondern nun auch für sympathischen Spitzensport.
“Hail, Ralf!”
Mit uns ist es wie mit Dings, Sie wissen schon: Lange nicht zu sehen, aber dann ist er da und macht sein Tor. Aber zugegeben, unsere Winterpause war länger als geplant. Uns war die Reine Brause ausgegangen, da dauerte das Aufwachen etwas länger. Nun denn, starten wir also in die letzte Halbserie, die das Spielzeug des Gebietes unterhalb der ihm angemessenen 1. Liga zubringen muss; bis das Leipziger Publikum etwas hat, von dem es meint, es stünde ihm zu.
Schön übersichtlich
In der aktuellen Ausgabe der 11Freunde interviewte Chefredakteur Philipp Köster einen seiner Lieblingsantipoden, “Ralle” Rangnick, seines Zeichens Reizfigur, Visionär, Manager und nicht zuletzt Trainer der menschlichen Millionenanlage RB Leipzig. Das nahm wiederum das DeutschlandRadio zum Anlass, um der Sache mit RB und dem “Geld im Fussball” noch einmal nachzusteigen. Der Beitrag lief am vergangenen Sonntag sowohl auf Deutschlandfunk als auch bei DRadio und lässt sich hier nachhören und -lesen.
Im Beitrag ist von DER Fußballkultur bis zur bekannten Regressiver-Antikapitalismus-Keule wahrscheinlich alles versammelt, was jemals als Pro und Contra in Bezug auf RB Leipzig geäußert wurde. Da wir spätestens seit unserer aufputschenden Brause-Sause mit mindestens dem gleichen Sendungsbewusstsein wie der Gebieter ausgestattet sind, war uns das Grund genug, noch einmal zu schauen, welche Birnen hier eigentlich mit welchen Äpfeln abgewogen werden sollen.
Die Rote Revolution
In der Geschichte kennt sich Ralle Rangnick ja ganz hervorragend aus. Das bewies er schon, als er sich und anderen die Situation die Katar schönredete und dabei gleich mehrere Jahrzehnte Sport- und Politikgeschichte miteinander verband. Nun ein neuerlicher großer historischer Wurf. Von der Süddeutschen (Freitagsausgabe, 24.07.2015) auf den etwaigen Aufstieg von RB in die Erste Liga angesprochen, wollte der Seher Rangnick zwar kein konkretes Datum nennen, prognostizierte aber: „Irgendwann kommt der Tag, an dem in Leipzig so viele Menschen auf dem Marktplatz feiern werden wie seit der Wende nicht mehr.“
Genau gesehen ist das natürlich kompletter Quark. Wenn Rangnick mit dem schönen Wort „Wende“ den Herbst 89 meint, dann ist es nämlich ein leichtes Spiel, mehr Leute auf dem Markt zusammenzutreiben als seinerzeit. Die Demonstrationen fanden auf dem Augustusplatz und Ring statt; auf dem Markt sammelte allenfalls die Polizei ihre Truppen.
Solch ein Fauxpas verwundert, ist doch RB ein in der Stadt und Region langjährig verwurzelter Verein mit jeder Menge lokaler Expertise. Aber klar, bei all den Visionen kann einem das schon mal verrutschen. Denn was für Aussichten: Ralle ruft die Rote Republik aus! Vom Rathausbalkon! Dosen für alle! Inklusive Begrüßungsschluck für jeden Neuzugang! Das kann nur ganz nach dem Gusto des Gebieters sein: RB als das geilste Ding seit der Einführung der D-Mark. Die Rote Revolution (vulgo: RR) wischt alles beiseite, was bis dahin noch Bestand hatte; Politik war gestern, heute wird gefeiert. Hier wird Post-Demokratie ganz neu interpretiert.
Warten wir es aber mal ab. Große Feiern hatten schon ganz andere geplant. Das Politbüro in Fuschl am See hat zwar den Generalsekretär Rangnick mit allen Befugnissen ausgestattet, die Feierlichkeiten in die Wege zu leiten, doch Unwägbarkeiten sind da nie ausgeschlossen. Doch auch hier bieten sich andere historische Verweise an. Denn wie sagte schon der weitsichtige Honecker: „Den roten Fußball in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf!“.
Brüder zur Sonne, zur Brause!
Schon Kain und sein Geschwisteropfer Abel oder Friedrich Schiller, der Karl und Franz Moor bis zum bitteren Ende des Jüngeren aufeinander losgehen ließ, wussten: Freunde kann man sich aussuchen, seine Familie leider nicht. Diese schmerzliche Erkenntnis muss unlängst auch Salzburger Anhängern, denen der Spitzenreiter des österreichischen Rasenballsports zweifellos am Herzen zu liegen scheint, gekommen sein. Wie der österreichische Kurier berichtete, hallten während des nationalen Pokalhalbfinales am letzten Aprildienstag urplötzlich gerade in Sportstadien gemeinhin bekannte Fäkalvokabeln durchs weite Rund.