Greisenflirt im Disneyland

„Ich bin sogar Chefreporter, die wollen mich lebenslang behalten!“, durfte LVZ-Sportredakteur Guido Schäfer im Oktober verkünden, als ihn Moderatorin Esther Sedlaczek vor Anpfiff und nach dem Halbzeitpfiff des RB-Heimspiels gegen Heidenheim vor die Sky-Kamera einlud. Um jedweden Kompetenzzweifeln schon vorab den Garaus zu machen: Der phänomenale Aufstieg des fidelen RB-Maskottchens ist nur folgerichtig, hat in der aktuellen Spielzeit neue Höhepunkte erreicht und soll deshalb hier besonders gewürdigt werden.
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Stellvertretend beleidigt

Da scheint Guido Schäfer mal wieder zu tief in die rot-blaue Dose geschaut zu haben. Oder der Rausch von Oktoberfest und teenagerhaft gesuchter Nähe zu den Sternchen von RB Leipzig war zu stark. Anders ist nicht zu erklären, warum normalerweise jeder, aber wirklich jeder Nonsens billigend in Kauf genommen oder gar – von öffentlich-rechtlichen Geldern bezahlt – aktiv gesucht und notdürftig als Berichterstattung verkauft wird. Dann aber eine vergleichsweise harmlose Form der Kritik gegenüber dem im Plan liegenden Projekt des Gebieters mit empörter Geste gerügt wird.

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Ergebenheit als Systembestandteil

Neben der betonten Miesepetrigkeit, ungezwungenen und absolut authentischen Marketingvehikeln Fußballfans ihren Spaß am einzig echten TV-Fußball nicht zu gönnen, ist ja eines unserer Hauptmotive, einen Anlaufpunkt für kritische Beobachtungen des Geschäftsgebahrens von RB Leipzig zu bieten – Warum liefern das eigentlich nicht professionelle lokale Medien wie LVZ & Co.?

Weil sie nicht können. Also nicht, weil sie aufgrund mangelnder journalistischer Qualität nicht könnten. Vielleicht schon eher, weil sie redaktionell kaputt gespart werden. (Der KREUZER bringt ja immer mal was, hat als Stadtmagazin in Zeiten von Facebook aber weder die Kapazitäten, noch den redaktionellen Fokus, RB monatlich zu begleiten.) Sie können nicht, weil sich besonders lokale Redaktionen und freie Journalisten eine kritische Haltung gegenüber Profisportfirmen nicht leisten können.
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Unseren täglichen Diddi gib uns heute

Wir wollen ja gar nicht wissen, über welche krummen Wege sowas möglich ist. Wir wollen doch bloß, dass es aufhört! Bitte!

Was ist geschehen? Am 19. Juni veröffentlichte Leipzigs einziges und unabhängiges Parteiorgan, die LVZ, auf ihrer Seite 27 einen Vorbericht (?) auf den in diesem Jahr erstmals wieder ausgetragenen Großen Preis von Österreich der Formel 1 in Spielberg. Zentrale Heldenfigur, wie kann es auch anders sein: Dietrich Mateschitz. Allgemeiner Ton des, nunja, “Artikels”: Der Diddi is fei a Guater. Er nennt nicht nur ein Vermögen von schätzungsweise sechseinhalb Milliarden Euro sein eigen, sondern lässt davon sogar die hässlichsten Häuser und Zäune rund um den “Red-Bull-Ring” ausbessern. Kann sich ja auch keiner angucken. Darüber hinaus, so der begeisterte Bericht, spült das durch Mateschitz ermöglichte Rennsportevent soundsoviel Millionen Euro in alle möglichen privaten und öffentlichen Kassen. Mutti und Vati liegen sich vor kaum fassbarem Glück in den Armen. Kinder springen lachend im Kreis und übertönen mit ihrem Jauchzen auch die “sehr leise Stimme” derer, die Bedenken gegenüber dem sozialen und ökologischen Nutzen der Rennstreckensanierung anmelden. Populismus? Mal eine kritische Bemerkung, ob man die Leute für wirklich so dumm hält, dass sie diesen nicht bemerken? Ach iwo!

Wirklich zum Augenreiben brachte uns dieser Beitrag freilich nicht – wir blinzeln ja nur noch ermattet. Ist er doch nur ein weiteres Glied in einer offenbar als Fortsetzungsroman konzipierten Reihe von Elogen auf “Dieter den Gebieter” (Clemens Meyer). Zumal er ja nicht mal originell ist. Tags zuvor konnte man ähnliches bei Bild.de finden.