Wir werden wirklich eins!

Der fetzige Slogan zum Aufstieg der Wiesensportler klang ja schon ein bisschen nach Einheitspartei und wie ausgedacht. Nun stellt sich aber langsam heraus: Alles wird wahr. Die Unterschiede zwischen der Stadt und dem Projekt werden immer verschwommener, die Grenzen beginnen zu fließen. Jüngstes Beispiel: Der Oberbürgermeister Burkhard Jung beantragt den Kauf von „bis zu vier“ Dauerkarten bei RB. Auf Kosten der Stadt, selbstverständlich. Doch bevor leichte Empörung auch nur aufsteigen kann, beginnt man beim Lesen des Antrages zu staunen.

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Ab heute neu: “Im Osten geht die Sonne auf – TV”

Für Dietrich Mateschitz war schon immer klar: Erst Servus-TV, dann den Rest der Fernsehwelt. Nachdem der kleine, feine Alpen-Sender mittlerweile klar auf Steuerbord-Kurs ist, soll es weiter Richtung Zone gehen. Schon lange hat der Osten nach richtigem Fernsehen gelechzt! Und ARD und ZDF hatten häufig genug ihre Chance.

Über geheim bleibende Quellen ist uns exklusiv das einzigartige Überraschungs-Programm zugespielt worden, das der neue Sender „Im Osten geht die Sonne auf–TV“ plant. Überraschender Senderstart wird schon der 31. Oktober sein, aber wer eine ganze Welt neu bauen will, dem ist Martin Luther nur eines von vielen Vorbildern. Während der kohlenhydrataffine Reformator ja doch eher Arbeit und mühsame Bibel-Lektüre im Kopf hatte, steht beim neuen Sender aus dem Hause Mateschitz eines im Vordergrund: das Wohlgefühl. Schalten Sie ein! (Hinweis: Empfangbar auch im Tal der Ahnungslosen) Ab heute neu: “Im Osten geht die Sonne auf – TV” weiterlesen

Gipfeltreffen

Nicht jede und jeder schafft es ja, den Sportteil der LVZ zu lesen; schon vorher warten so viele interessante und hintergründige Geschichten auf die ständig wachsende Leserschaft, dass dann die kritischen Reportagen und Hintergrundstories der sportiven Redaktion auf der Strecke bleiben. Deshalb heute unser Service: Wir haben mal die besten Stellen aus dem knallharten Gespräch extrahiert, dass Reportergott Guido Schäfer mit dem RB-Vorstandsvorsitzenden Oliver Mintzlaff führte. Es ging gewohnt kritisch zur Sache, man will eben immer noch eine Spur genauer nachfragen als das Red Bulletin, so viel Ehrgeiz hat man im Peterssteinweg. Aber genug der Vorrede, hier unsere Top Ten:

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Momentchen mal!

Eigentlich finden wir selbst es ja langweilig, immer wieder auf Offensichtliches hinzuweisen. Doch gelegentlich kommt es zu Zuspitzungen, die selbst uns mit offenen Mündern zurücklassen. So geschehen gestern, als die Friedrich-Ebert-Stiftung zum 5. Mitteldeutschen Wirtschaftsdialog einlud. Thema:  LEIPZIG Fußballstadt Leipzig. Chancen und Herausforderungen. “Fußballstadt Leipzig” bedeutete in diesem Fall freilich RB Leipzig. Und es ging um das wirtschaftliche Heilsversprechen, das nicht nur mit diesem “Verein” verbunden wird, sondern mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga nun angeblich kurz vor der Einlösung steht. Nachlesen kann man das bei den üblichen Hofschreibern (hier und hier). Momentchen mal! weiterlesen

RB und die Bundesliga – It’s a match!

Foto: Ed Gregory, stokpic, CC0 1.0 Universal (CC0 1.0)

RB ist in seinem natürlichen Habitat angekommen. Merkbar hatten die Kraftprotze Probleme mit der Widerständigkeit der unteren Ligen, können nun aber das erste Mal das sein, als was sie sich dem ausgegebenen Planziel nach verstehen. Bisher wirkte RB fehl am Platz, ein überpotenter Bundesligist, der beispielsweise schon munter zweistellige Millionentransfers abwickelte, unter Unterbemittelten und Rückwärtsgewandten. Endlich passt aber das Kleid, das man sich von Anfang an übergeworfen hat.

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Aufstieg? Zwischenstation!

Das soll uns mal einer nachmachen: Wir sind erstklassig! Nach nur zwei Jahren! Zugegeben, da hatten wir einfach mal auf das richtige Tier gesetzt in unserer Hoffnung, nach jahrelangen Bemühungen und entbehrungsreichen Zeiten endlich einmal wieder von Bedeutung zu sein. Bundesliga! Das Land wo Milch und Honig fließen. Leipzig ist nicht mehr bloß ein Synonym für Hipsterhochburg, sondern nun auch für sympathischen Spitzensport.

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Die Rechnung bitte!

Die Aufstiegsfeier von RB Leipzig hat so einige Dinge sichtbar werden lassen, die die aufmerksame Leserschaft hier längst wusste: Die Marketing-Inszenierung des eigenen Fußballprodukts schreckt vor wenig zurück und ist nicht immer geschmackssicher. Die rot beflaggte Innenstadt und die Parole “Wir sind E1ns” kann man noch als Initialen des Siegers durchgehen lassen, auch wenn es in seiner planmäßigen Durchführung von oben doch ein wenig an früher erinnerte. Die dreistündige Aufstiegsshow vom Pfingsmontag läuft dann nicht mehr unter der Rubrik “Geschmacksfrage”. Selbst vielen RB-Anhängern gefiel die Inszenierung von “Schwiegertochter gesucht”-Momenten mit Coltortis Familie, Grußworten zufälliger Sportler und vor allem der stundenlange Vorlauf für vergleichsweise wenig Kontakt zur Mannschaft nicht. Offenen Widerspruch gab es dann, als die eingeladenen Ostrock-Legenden Silly in Trikots von Ostklubs aufliefen. Neben diesem Symbolgewitter ostdeutsche Tradition vs. globaler Funsport kam die berechtigte Frage auf, wer denn nun was von dieser TV-Show bezahlt hat.

Denn was da live über den Äther lief, war die Verquickung öffentlich-rechtlichen Repräsentationsanspruchs und der Marketing-Kalkulation von RB. Tolle Markenpräsenz in einem positiven Umfeld für beide. Die Produktionskosten für eine dreistündige Livesendung samt Bühne und Live-Acts sowie Moderation sind auch nicht mal eben aus der Portokasse zu bezahlen. Mal ganz abgesehen von der Frage, wie weit es sich für einen öffentlich-rechtlichen Sender schickt, das Event eines privatwirtschaftlichen Unternehmens mitzugestalten und zu finanzieren. Twitter-User Stadioncheck bekam auf seine Fragenliste an den MDR mit zwei Tagen Verzögerung folgende Antwort von der MDR-Pressestelle:

Da insbesondere der zweite Teile der Antwort (zusammengefasst etwa: “Wir hatten ja nüschd!”) sehr nach Vorwärtsverteidigung klang und die Berechtigung der Frage an sich kritisierte, dachten wir, wir fragen mal nach. Also schrieben wir an die RB-Presseabteilung und stellten dieselben Fragen. Und siehe da, die Antwort unterscheidet sich in einem interessanten Detail:

Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen zur genauen Vertragsgestaltung keine Auskunft geben können. RB Leipzig war der Veranstalter, während der MDR die anfallenden Produktionskosten für die TV-Übertragung sowie die Kosten für die von ihnen gebuchten Künstler getragen hat. Die Stadt Leipzig hat keinerlei Kosten zu tragen gehabt.

Das klingt dann doch anders als in der MDR-Antwort: Hier wurde nicht nur “das Sendesignal” produziert, sondern eben doch die ganze Show. Statt “Akquise” von Bands (ostdeutsch auch: “besorgen”) übernahm der MDR wohl das gesamte Booking. Auf deutsch: Bis auf den Auf- und Abbau der Bühne und die Veranstalternebenkosten (Versicherung, Anmeldung, Werbung) hat der MDR den Großteil der Aufstiegsfeier von RB Leipzig bezahlt. Während der BR gerade eine Übertragung der Bayern-Double-Feier ablehnte, weil der Verein einen finanziellen Zuschuss in Form von Lizenzgebühren verlangte, sponsert der MDR also eine dreistündige Feier für den reichsten Fußballklub des Sendegebietes. Starkes Stück!
 

UPDATE 13:58 Uhr: Nach unserer Veröffentlichung der nicht ganz deckungsgleichen Antworten hat die MDR-Pressestelle klar gestellt, dass “beide Recht haben”. Weil nämlich gar keine Gagen gezahlt worden sein. Das umschifft die Frage nach den Kosten und wer sie getragen erneut, weswegen wir unsere Anfrage an den MDR (per Mail und Tweet) präzisiert haben:

1) Wie hoch sind Kosten für die vom MDR übernommenen Leistungen zur Produktion der dreistündigen Aufstiegs-Show?

2) Wenn keine Gagen gezahlt worden sind, welche Kosten sind für die Anreise, Unterbringung und Verpflegung der Künstlerinnen sowie für die GEMA bzw. GVL angefallen?

3) Welche Abteilung hat die Einladung und Organisation der Künstler-Auftritte übernommen? War dabei die mehrfach vorgetragene Formulierung, “ein Fanfest für alle Ostvereine” zu sein, ausschlaggebendes Kriterium für die Finanzierung aus MDR-Mitteln?

Aufstiegs-Live-Ticker: Der Leipziger Strafraum, eine blühende Landschaft

Wer braucht schon Betriebsräte, wenn die Beletage ruft? Denn jetzt endlich, nach sieben gefühlt endlosen Jahren durch die niederen Provinzen der hiesigen Fußballlandschaft ist Dietrich Mateschitz’ neues Lieblingsspielzeug endlich auf dem vorläufigen Höhepunkt angekommen: im Entertainment-Universum Bundesliga. Verfolgt noch einmal gemeinsam mit uns und unserem Jubel-Live-Ticker die letzten 90 Minuten im schmutzigen Unterhaus, die mit einem allzu souveränen 2:0-Erfolg über den Karlsruher SC ihr glückseliges Ende nehmen sollten.

“Hail, Ralf!”

Mit uns ist es wie mit Dings, Sie wissen schon: Lange nicht zu sehen, aber dann ist er da und macht sein Tor. Aber zugegeben, unsere Winterpause war länger als geplant. Uns war die Reine Brause ausgegangen, da dauerte das Aufwachen etwas länger. Nun denn, starten wir also in die letzte Halbserie, die das Spielzeug des Gebietes unterhalb der ihm angemessenen 1. Liga zubringen muss; bis das Leipziger Publikum etwas hat, von dem es meint, es stünde ihm zu.

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