Es ist ja ein wenig untergegangen vor lauter Gottergebenheit, Schlandeuphorie und Zweitligaaufstieg. Doch was war das, was da kürzlich – für RB-Verhältnisse recht lautlos und schmallippig verkündet – bezüglich Änderungen und Adaptionen in der Vereinstruktur vor sich ging?
So ungefähr lief es ab: Nachdem Vorsteherdiddi noch schnell die große Bühne in der LVZ gesucht hatte und gegen die spielverderbenden DFL-Auflagen polterte, rang man sich bei RB nach Intervention der Marketingabteilung dann doch durch, ein „neues“ Logo, einen „neuen“ Vorstand, sowie einen „Aufsichtsrat“ nach außen zu präsentieren. Außerdem kann man nun als am Vereinsleben Interessierter mittels einer “Fördermitgliedschaft” aktiv Einfluss nehmen auf die Richtung, die RB in den nächsten Jahren einschlägt. Gesund wachsen mit einer eingeschworenen, mitreißenden Truppe in der zweiten Liga, vielleicht aber auch irgendwann mal als Talentschmiede in der unteren Hälfte der 1. Bundesliga Sympathien sammeln, oder irgendwo am fernen Horizont den Sprung nach Europa ahnen und sich freuen über die hart erarbeiteten kleinen Fortschritte – alles scheint nun möglich, und jeder der will, kann dazu beitragen. Beifall!
Jubel, Trubel, Heiterkeit konnten also weitergehen – Die Merkwürdigkeiten um die aufstiegsbedingten Umstellungen fielen mehr oder weniger unter den Tisch. Von dort kramen wir zumindest die augenfälligsten mal kurz wieder hoch. In diesem Post befassen wir uns in der gebotenen Kürze mit der ersten: der aus dem Boden gestampfte “Aufsichtsrat”.
Der RB-Aufsichtsrat – ein unabhängiges Gremium?
Gewöhnlich denkt man bei einem Aufsichtsrat an ein unabhängiges Gremium, dass den Vorständlern streng und in wirtschaftlichen Belangen auf die Finger schaut. Also haben wir auch gleich mal genauer hingeschaut. Und siehe da! Zu den einzelnen Aufsichtsräten lässt sich folgendes finden: Walter Bachinger (RED BULL Finanzchef), Wiebke Gorny (Rechtsanwältin/FFM), Oliver Hubertus (Rechtsanwalt/München) Dazu gibt es noch einen Ehrenrat, was auch immer der zu tun und (vor allem) zu lassen hat: Volker Viechtbauer (RED BULL, Chef der Personal und Rechtsabteilung), Dietrich Gorny (Anwalt/Chef von Gorny Law), Christian Hauer (Rechtsanwalt/Wien). Alles gute Leute. Geschenkt. Zumindest wissen sollte man aber, dass Dietrich M. und Dietrich G. mehr als nur einen gemeinsamen Vornamen haben, sondern die Anwaltskanzlei Gorny natürlich eine Rechtsvertreterin des Red Bull-Mutterkonzerns ist. Zudem reichen zwei plumpe Klicks, um herauszufinden, dass auch Christian Hauer für den Konzern schon erfolgreich vor Gericht gestritten hat. Und, na klar, hat Oliver Hubertus als einer der Vertreter der RB-Anwälte seit jeher eine wichtige „Beraterfunktion“ während des Übergangs vom EHC München zu EHC Red Bull München.
Diese erst auf den zweiten Blick deutlich werdenden Verbandelungen mit dem RB-Universum aller (!) irgendwie eingebundenen Hauptverantwortlichen im “Verein” ist formalrechtlich freilich wasserdicht und einwandfrei. Gleichwohl schreit die Scheinheiligkeit der ganzen Posse zum Himmel. Ganz gut passt da die Formulierung der DPA, die schreibt, dass ein Aufsichtsrat „installiert“ wurde. Das hört sich ungefähr so an, als wenn sich ein Patient wohl oder übel den ungeliebten Blinddarm wieder hat annähen lassen.