Als der Gebieter neulich verkündete, dass RB Leipzig demnächst deutscher Meister wird, zuckten nur wenige zusammen. Sprach er doch genau das aus, was das Auftauchen von RB auf der Fußballlandkarte zur Farce werden lässt. Die Aussage offenbart eine Haltung, der alle anderen Konkurrenten um die Meisterschaft egal sind. Eigentlich will man gar nicht mit den anderen spielen, man möchte sie bloß vorführen. Der theoretisch zumindest immer mitzudenkende Weg nach unten, ein Abstieg, Fanproteste, leere Ränge taucht in RB Leipzigs Hurra-Welt gar nicht auf. Man kann sich mal kurz (höchstens 1 Jahr) schwer tun. Prinzipiell soll es jedoch immer weiter nach oben gehen. Konsolidierung, was ist das? Ist auch nur konsequent, wenn es keine natürliche Grenze in Form von finanziellen Schranken gibt. Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn brachten das in der SZ vom 1. August (S. 33) in ihrer unterhaltsam geschriebenen Vorschau auf die an diesem Wochenende beginnende Zweitligasaison bitter-süß auf den Punkt. Unter der Kategorie “Die geheimen Abstiegskandidaten” schrieben sie zu RB Leipzigs Abstiegschancen:
[… ] Der Brauseklub? Nein, Leipzig kann nicht absteigen. Zur Not kaufen sie im Winter Messi, Neymar und den 1. FC Nünberg.
Wir feixten uns natürlich erstmal einen ab. Realistisch betracht, liegt – bei allem Pessimismus – in dieser Haltung, die zwischen “Was kostet die Welt?” und “Ich will aber!” changiert, vielleicht auch unsere einzige Hoffnung. Denn womöglich ist der Gebieter nach der 10. Meisterschaft und dem 5. CL-Titel gelangweilt, übergibt seine Filialen besenrein an die Nächstebesten und schafft sich seine eigene RB-Liga auf dem Mond.
Ein Gedanke zu „Stimmen der Vernunft (3)“