Mit uns ist es wie mit Dings, Sie wissen schon: Lange nicht zu sehen, aber dann ist er da und macht sein Tor. Aber zugegeben, unsere Winterpause war länger als geplant. Uns war die Reine Brause ausgegangen, da dauerte das Aufwachen etwas länger. Nun denn, starten wir also in die letzte Halbserie, die das Spielzeug des Gebietes unterhalb der ihm angemessenen 1. Liga zubringen muss; bis das Leipziger Publikum etwas hat, von dem es meint, es stünde ihm zu.
Blicken wir vor Beginn schnell zurück. Irgendwas passiert in den letzten Wochen? Für den zuletzt größten Aufreger sorgte sicherlich Sportskamerad Halstenberg. Der nutzte einen Wandertag nach Berlin für neckische Selfies und Videos mit seiner Liebsten beim Fangespielen. Der Hashtag #laufschlampelauf! ist zur öffentlichen Dokumentation auch eine Spitzenidee und verdient, viel häufiger benutzt zu werden. Schade nur, dass das alles ruiniert wurde durch den Ort seiner fröhlichen Juchtelei: das Holocaust-Mahnmal. Hätte eigentlich besser gepasst, wenn Halstenberg noch bei Germania Grasdorf spielen würde. Tut er aber nicht, sondern in Rangnicks Vorzeigetruppe, und dort hat man zwar sonst nicht viel mit Politik am Hut, aber weiß immerhin, was schlecht fürs Image ist. Folglich gabs einen Anschiss und eine Distanzierung des Vereins. Die Klage von Tom Hanks steht hoffentlich noch ins Haus. Dabei sind die Holocaust-Haschereien doch perfekt dafür geeignet, die Mär vom ganz normalen Verein zu belegen; allzu intelligent sollte das sportliche Personal da nicht ausfallen.
Völker, hört die Signale!
Das zweite Kracher-Thema ist kaum schöner: die neue Vereins-Hymne. Zwingend eigentlich, dass Sebastian Krumbiegel dabei nun wohl feder- und stimmführend sein wird (LVZ, 17.2.16). Der wanzt sich schon seit Jahren beim Verein an (bis auf kleine Ausrutscher, vgl. unten) und hat ja auch sonst die besten Zeiten lange hinter sich. Musikalisch eigentlich kein Blue Chip mehr, aber aus Sicht des Projekts vermutlich mit jeder Menge Lokal-Kapital ausgestattet, man ist ja schließlich ein Verein der Stadt und der Region. Also los mit musikalischer Folklore und allem, was einen richtigen Traditionsverein in spe so ausmacht. Das Mittun der Thomaner ist dann natürlich noch das Highbrow-Sahnehäubchen. Aber mal ganz im Ernst: Haben die nichts besseres zu tun? Bei der nächsten Motette fragen wir mal nach.
Ansonsten war Ralle Rangnick mal hier, mal da zu sehen und zu lesen, und was man davon so mitbekam, ließ nichts Neues erkennen. Außer vielleicht, dass die kritischen Nachfragen zum Projekt RB auch immer ritualisierter werden bzw. nur noch Garnierung sind zum eigentlichen Schmuckstück Rangnick, über das die Redaktionen offensichtlich zunehmend froh sind. Da wird sich in Richtung Sommer alles noch steigern, und dann hat man in der nächsten Saison schön viel „Reizthemen“ und „Spannungspotential“. Spitzenjournalismus eben.
Love actually
Den liefert natürlich verlässlich Guido Schäfer, scheint aber schon auf dem Sprung zu sein, um sein Hobby RB endgültig mit dem Beruf eins werden zu lassen. Anders sind seine schon groschenromanigen Schilderungen der letzten PK kaum zu erklären, die er – vermutlich unaufgefordert – mit einem Minnesang auf den RB-Pressemann verzierte: „Rangnick verpasste dem ungern im Mittelpunkt stehenden Ippoliti einen liebenswerten Klaps. Der Coach weiß, dass der 35-Jährige ein Guter und Motivierter ist. Einer, der morgens um sechs joggt und außer RB Leipzig keine Laster hat. Einer, der brennt. Und einer, der nach einem 14-Stunden-Tag und mäßig agiler Frage-Runde die Pressekonferenz schon mal abkürzt. Es war ja auch fast alles gesagt. Nur noch nicht von jedem“ (LVZ, 22.2.16).
Das Niveau der nächsten Monate ist damit schon mal vorgegeben. Freuen wir uns drauf.