Vor dem gestrigen Heimspiel gegen St. Pauli versuchten so einige die beste Pointe zu landen. Die Zeitung mit den vier großen Buchstaben machte zum Beispiel eine aktuelle Meldung daraus, dass auf der Pauli-Website schon seit Monaten statt dem RBL-Logo ein neutralerer Schriftzug prangt. Aber die Leipziger hatten sich den besten Lacher doch selbst vorbehalten.
Wie bei Fußballspielen üblich wurde in der zweiten Halbzeit die Zahl der Zuschauer verlautbart. Diesmal mit besonderem Stolz, reichten die 41.795 Anwesenden doch, um das Stadion mit den offiziell 42.959 Plätzen zum zweiten Mal unter den neuen Hausherren als “ausverkauft” zu bezeichnen. Das allererste Mal erlebten die Rasenballsportler dies übrigens im März im Pokal gegen den Vfl Wolfsburg. Aber das ist auch noch nicht die Pointe.
Nachdem die Zahl per feschem Zoom Out in der Hintergrundgrafik verschwand, wurden folgende Buchstaben an die Wand geschleudert: “A U S E R K A U F T”. Dieser kleine faux pas in der Begeisterung – oder gar ein Freud’scher Vertipper? – beweist einmal mehr, dass das Leben selbst die schönsten Geschichten schreibt. Denn es handelt sich bei “A U S E R K A U F T” nur auf den ersten, flüchtigen Blick um einen Fehler. Tatsächlich erinnert das fehlende V als einziger Makel an diesem “Fußballfest” noch einmal an den Grund des sonntäglichen Beisammenseins.
Die Leipziger Fußballbegeisterung wird mittlerweile als Beleg für die Akzeptanz und gewissermaßen Wohltätigkeit des Ballsportengagements von Red Bull gewertet. Tatsächlich war das Fehlen eines zugkräftigen Profi-Ligisten im Umkreis von 100 Kilometern aber ein Casting-Kriterium für Leipzig. (Neben der Bereitschaft Farben und Wappen zu ändern, die zuvor St. Pauli und Düsseldorf verweigerten.) Wer also das ausverkaufte Stadion als Beleg der Ununterscheidbarkeit RB Leipzigs zu anderen Mitbewerbern und der ungezügelten Begeisterung in der Stadt anführt, vergisst dass Leipzig vom Granden aus Fuschl am See aus vielen Portfolios auserkoren, oder besser auserkauft wurde.
Ein Gedanke zu „V wie vielsagendes Versehen“