Jeden Montag empfehlen wir Artikel, Berichte und Beiträge, die das Label Sportjournalismus verdienen. Also Dinge, die es mit Sicherheit nicht ins Red Bulletin schaffen. Wir präsentieren Perspektiven und Recherchen, die den Blick auf das Drumherum, das Dahinter und das große Ganze lenken – anstatt den aktuellen Spieltag als Edelfan oder Maskottchen abzufeiern. [Gruß an die LVZ!]
Misstrauen zwischen Journalisten und Fußballklubs
In ihrer neuen Serie “Sport und Medien” thematisiert die Sportschau in sechs Teilen die Sportberichterstattung. Marcus Bark (@artus69) hat dazu einen lesenswerten Artikel beigesteuert, der sich um das Verhältnis von Fußballklubs und Journalisten dreht.
Bark, selbst als “Reporter vor Ort” in den Stadien unterwegs, berichtet von einem deutlich abgekühlten Verhältnis zwischen Medienabteilungen und Journalisten. Dazu lässt er neben Steffen Simon auch Sschalkes Mediendirektor Thomas Spiegel zu Wort kommen: “Das Misstrauen ist gewachsen. Auf beiden Seiten hat der souveräne Umgang abgenommen.”
Der deutlichste und im Journalisten Alltag wohl störendste Auswuchs der medialen Professionalisierung der Vereine ist der von Bark attestierte “Autorisierungswahn”, zu dessen Illustration er auch eine schöne Stilblüte parat hält:
»Die Rhein-Neckar-Zeitung aus Heidelberg etwa musste der TSG Hoffenheim sogar ein launiges Gespräch mit dem Maskottchen “Hoffi” vorlegen, das für eine Beilage bestimmt war.« – Marcus Bark für Sportschau.de
Der Marketingkonzern mit der Fußball-Franchise vor der Haustür ist in dieser Frage natürlich besonders gründlich. Die firmeneigenen Medien- & PR-Abteilungen bespielen die digitalen Kanäle schneller, intensiver und für den User kostengünstiger als das gute alte Sender-Empfänger-Medium. Oder das gehört auch zum Portfolio, wie ServusTV oder das Red Bulletin.
Am Beispiel des Journalisten Günter Klein (@guek62) vom Münchner Merkur streift Bark ein Problem, das nur bedingt dem Medienstrukturwandel zuzurechnen ist und viel mehr mit Anstand und Selbstverständnis zu tun hat: Der FC Bayern München hat wohl mehrfach beim Münchner Merkur insistiert, Klein möge seine teils bissigen Tweets über den FCB unterbleiben lassen.
Leipzig ist der “Feind”, den man “bekämpfen” muss, sagt Hoeneß. Doch Mateschitz ist sein Kumpel, mit dem er sich demnächst trifft.
— Günter Klein (@guek62) 25. November 2016
Zum Verhältnis Sportmedien und Rasenballsport Leipzig haben wir schon vor einiger Zeit eine ähnliche Perspektive angelegt.
Ihr habt doch keine Ahnung von dem, was ihr schreibt!
Vielen Dank für den Hinweis! So hatten wir das noch gar nicht gesehen.