Momentchen mal!

Eigentlich finden wir selbst es ja langweilig, immer wieder auf Offensichtliches hinzuweisen. Doch gelegentlich kommt es zu Zuspitzungen, die selbst uns mit offenen Mündern zurücklassen. So geschehen gestern, als die Friedrich-Ebert-Stiftung zum 5. Mitteldeutschen Wirtschaftsdialog einlud. Thema:  LEIPZIG Fußballstadt Leipzig. Chancen und Herausforderungen. “Fußballstadt Leipzig” bedeutete in diesem Fall freilich RB Leipzig. Und es ging um das wirtschaftliche Heilsversprechen, das nicht nur mit diesem “Verein” verbunden wird, sondern mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga nun angeblich kurz vor der Einlösung steht. Nachlesen kann man das bei den üblichen Hofschreibern (hier und hier).

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Foto: geralt, pixabay, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0)

So weit, so bekannt, dachten auch wir und kamen dann doch ins Grübeln. Moment mal, ist es wirklich so selbstverständlich, über einen lokalen Fußballverein zu sprechen, als hätte sich ein internationaler Konzern am Standort Leipzig niedergelassen? Im Zusammenhang mit RB ist das offenbar völlig legitim und auch lange nicht mehr weiter erklärungsbedürftig. Schon allein der vom Veranstalter geschaffene Rahmen, das Spektrum, innerhalb dessen hier über einen Fußballverein gesprochen wurde, verrät, dass es in Bezug auf RB offenbar noch nie wirklich um Fußball im sportlichen Sinne ging. Im Gegenteil. Mittlerweile wird das sogar mantellos und wie selbstverständlich vorausgesetzt, von RB als “Wachstumsmotor” gesprochen, und der Bundesliga-Aufstieg als Marker einer vor allem wirtschaftlichen Zeitenwende für die sich daran ergötzenden Heldenstadt abgefeiert.

Bürgermeister, Medienunternehmer und Handelskammerchef können sich munter mit neu erreichter internationaler Reichweite, Existenzgrundlagen und Mehrwerten die Taschen vollhauen und keiner findet das merkwürdig. Wären wir RB-Jünger, wir wären äußerst beleidigt. Entsteht doch so der Eindruck, dass es auch jeder beliebige andere Verein hätte sein können, dem die Stadt Tür und Tor geöffnet hätte. Hauptsache Bundesliga und der damit erreichte Anschluss an den “Wachstumsmotor Bundesliga” ist geschafft.

Wie gesagt, alles nicht neu, und anderer Stelle haben wir uns auch schon mal damit beschäftigt. Aber in dieser schnörkellosen Deutlichkeit vorgetragen, sind die monothematischen Erwartungen, die mit RB in Verbindung gebracht werden, dann doch noch mal speziell.

5 Gedanken zu „Momentchen mal!“

  1. Man fragt sich unwillkürlich, ist es Frust, Neid oder spricht der edle Marxist mit Fussballaffinität?

    Ja “Beleidigt”, daran erkennt man den traditionellen Fussball beglückten. Entweder man ist dagegen oder man kann nicht dagegen sein also, muss man wenigstens beleidigt sein… Nuja, somit gab Red Bull auch dem Autor was zu tun und zu schreiben. Und ja auf manches Geschenk kann man gern verzichten.

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